Im Frühjahr 2022 wurde der 1959 geborenen Künstlerin durch einen Traum deutlich, dass sie als zweijähriges Kind sexuellen Missbrauch hatte überleben
müssen. Während die Künstlerin im März/April 2003 über einen längeren Zeitraum an einer Serie großformatiger Zeichnungen arbeitete, entstanden, wie nebenbei, die hier gezeigten sechs Bilder.
Scholz fand die Zeichnungen damals unerträglich schlecht, zu explizit. Sie hätte auch keine Verbindung zu ihrem Leben machen können, sagt Scholz heute, sodass sie die Bilder in den Tiefen ihres
Grafikschrankes habe verschwinden lassen. Fast genau 19 Jahre später im Mai 2022 hob Scholz den weggeschlossenen Schatz. Bilder, die den Übergriff thematisieren und ihr nun helfen, das Geschehene
zu betrachten, die aufkommenden Gefühle anzunehmen und zu verarbeiten.
Andrea Hilger, Leiterin der Ostrale, Dresden
Sechs Tuschezeichnungen auf Büttenpapier, 2003